Am Arbeitsplatz Büro oder bei anderweitigem Sitzen über Stunden entstehen häufig nachhaltige Rückenschmerzen. Das Sitzen für den Rücken nicht besonders wohltuend ist, wissen die meisten. Weniger bekannt ist allerdings, dass es für jeden Menschen eine optimale Sitzhöhe gibt, die von der persönlichen, individuellen Hüft- und Beckenanatomie abhängig ist und die keinen allgemeingültigen Normen entspricht. Häufig höre ich die Meinung, Winkeln von 90° in Hüfte und Knie entsprechen dem richtigen Sitzen.
Betrachten Sie die Bilder, dann sehen Sie, wie ist aussieht, anatomisch bestmöglich und somit „korrekt“ zu sitzen. Die Aussage „korrekt“ bezieht sich auf die Stellung von Becken und Lendenwirbelsäule. Worin liegt das Problem bei nicht optimalem Sitzen? Die Sitzposition im grün markierten Bild links und beim 4. Bild beruht darauf, dass Sie die Hüfte entspannt so positionieren können, wie man es bei diesen beiden Bildern sieht. Ich habe in 30 Jahren Berufserfahrung bei circa 2/3 der PatientInnen gesehen, dass ihre Rückenschmerzen beim Sitzen damit zusammenhängen, dass ein 90° oder noch kleinerer Winkel in der Hüfte – etwa auf dem Sofa – gemeinsam mit einem Aufrechterhalten der Lendenlordose – damit ist die sanfte Biegung der Lendenwirbelsäule nach vorne gemeint – nicht möglich ist. Das Becken und die Lendenwirbel kippen dann nach rückwärts und es entsteht die Sitzhaltung wie auf dem rot markierten Bild dargestellt. Eine Person, die aufgrund ihrer individuellen Hüftanatomie nicht entspannt mit den 90° Winkeln sitzen kann, sagt dann zumeist. „Ja ich weiß, dass ich schlecht sitze“. Sie versucht sich aufzurichten, kann das aber nur weiter oben im Übergang zwischen Brust und Lendenwirbelsäule und sie kann es nur mit Hilfe von Muskulatur, die dafür nicht vorgesehen ist, die eigentlich Arbeitsmuskulatur ist und keine Haltemuskulatur. In der Folge kann die scheinbar korrekte Aufrichtung nur etwa 2 bis 3 Minuten gehalten werden, dann sinkt der Rücken wieder in die Rundung. Auch tausende Kinder hören immer wieder: „Setz dich ordentlich hin!“. Sie versuchen es und sie scheitern wieder und wieder.
Die Lösung? Eine Sitzhöhe und gegeben falls auch einer Erhöhung des Schreib- oder Schultisches, die der individuellen Anatomie gerecht wird. Der erforderliche 90° bezieht sich im Wesentlichen auf den Winkel zwischen Becken und Sitzfläche und korrespondiert nicht immer mit 90° Winkeln in Hüfte und Knie.
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